Bin ich stolz auf mich. Am 11. Juli 2019 habe ich mir mein erstes Tattoo stechen lassen. 

Es war für mich schon beim betreten des Ladens eine Überwindung, die sich aber legte, sobald ich den Chef persönlich kennen gelernt habe. Er war sehr nett und hat sich mit mir ein paar Bilder im Internet angesehen, in welche Richtung mein Tattoo gehen sollte. Als ich ihm dann die Größe sagte, konnte er mir einen Preis von maximal 300€ nennen. Je nachdem, wie lange der Künstler brauchen würde. Da habe ich doch noch etwas zurückgeschreckt.

In der Woche darauf hatte ich Zeit zu überlegen und genau eine Woche später, war ich wieder im Studio zum Termin ausmachen. Eine nette Dame hat mich da beraten und mir erklärt, dass es wichtig sei, in der Nacht vor dem Stechen des Tattoos gut zu schlafen und dass ich auf jeden Fall vorher Frühstücken sollte. Zuckerhaltige Getränke sollte ich selber mitnehmen, falls mir während der Sitzung schwindlich werden sollte. Ansonsten meinte sie, dass das Stechen selber nicht so schlimm sei wie alle denken. Dann habe ich noch eine Anzahlung von 50€ geleistet und ein kleines Infoblatt bekommen.

Am nächsten Tag in der Arbeit habe ich mir dann für den 11. August Zeitausgleich eingetragen. Ich war mir nicht sicher, wie ich körperlich auf die Nadelstiche reagieren würde. Ich habe beim Arzt immer das Problem, dass ich bei Blutabnahmen und auch bei Impfungen regelmäßig umkippt. Aber ich wollte das mit dem Tattoo unbedingt durchziehen.

In der Nacht vor dem Termin schlief ich richtig gut und ich wachte mit einem tollen Gefühl auf. Ich hatte keinerlei Angst: ich war nur extrem aufgerecht. Entspannt habe ich gefrühstückt und bin dann kurz vor dem Termin mit dem Auto in die Innenstadt gefahren. Beim Spar habe ich noch zwei Getränke geholt und bin dann zum Termin. 

Als erstes füllte ich ein paar Formulare aus (Gesundheitsfragen, DSGVO) und dann ging es auch schon los. Der Künstler holte mich in seinen Arbeitsbereich und ich zeigte ihm anhand von einem Foto, wie mein Tattoo aussehen sollte. In den nächsten 20 Minuten hat er das Bild soweit bearbeitet, dass es für ihn verwertbar war und hat es auch gleich auf einem speziellen Papier ausgedruckt. Dann hat er meine Schulter gut gereinigt und die Vorlage "aufgeklebt". Kurze Zeit später ging es dann auch schon los. 

Ich weiß, dass für jeden Menschen sich Schmerzen anders anfühlen. Aber für mich hat sich das Stechen an sich nicht so schlimm angefühlt. Es war ungefähr so, wie wenn mich eine der Katzen kratzt, nur dass der Schmerz weg ist, wenn das Gerät weggenommen wird. Als der Künstler dann weiter nach oben gekommen ist, hat es ein wenig mehr weh getan und mir wurde einmal kurz schwindelig, was ich dem Künstler auch gleich sagte. Sofort hörte er auf und ich konnte mich anlehnen. Ich habe einen Schluck getrunken und dann ist es wieder weiter gegangen. 

Auf einmal sagte er: "Jetzt nur noch Weiß und dann sind wir schon fertig". 

Ich war richtig baff. Innerhalb kurzer Zeit waren wir tatsächlich fertig. Nachdem der letzte Stich fertig war, muss ich wohl mit einem Mal ganz weiß im Gesicht gewesen sein. So sollte ich noch etwas sitzen bleiben, bis ich wieder etwas Farbe hatte. Währenddessen hat er mir die Pflegehinweise gegeben und mit mir nochmal besprochen, auf was ich bei der Pflege achten sollte. Anschließend hat er mir die Folie aufgeklebt, die die Haut schützen sollte und ich konnte gehen.

Die erste Stunde nach dem Stechen hat es sich vom Schmerzgefühl angefühlt wie bei einem starken Sonnenbrand. Zuhause angekommen, musste ich mir gleich ein frisches Shirt anziehen, da etwas Wundflüssigkeit darauf kam. Beim Duschen am Abend ist Bernhard hinter mit gestanden und hat mir beim Waschen geholfen (damit sich die Folie nicht löst). 

Heute haben wir am Nachmittag die Folie entfernt und die Haut mit sanften PH-neutralen Waschmittel gewaschen. Bernhard hat mir da sehr geholfen. Er hat mich nach dem Trockentupfen auch gleich mit Bepanthen eingeschmiert. Erst da war gut zu sehen, dass durch die Folie rund um das Tattoo Hautirritationen entstanden sind. Da sieht man mal wieder, wie empfindlich meine Haut eigentlich ist.

Jetzt fühlt es sich an wie ein ganz leichter Sonnenbrand. Also nicht mehr schlimm. Die nächsten Tage muss ich nun das Tattoo in kürzeren Abständen (2 h) immer wieder reinigen und eincremen. Danach reicht es, wenn ich die Stelle 2-3 Mal am Tag eincreme. Laut Künstler kann sich noch ein dünner Schorf bilden, der jedoch in ein bis zwei Wochen wieder weggehen sollte. 

Ich bin auf jedem Fall sehr zufrieden mit meinem Tattoo und es sieht supeer aus. Insgesamt habe ich 230 € gezahlt und ich finde, das ist gut investiert. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich mich getraut habe mich tätowieren zu lassen und wie geht der Spruch: "Ich hänge an der Nadel und brauche dingend neuen Stoff..."

[Leoben, 12.07.2019]

Bilder kommen natürlich nach ;-)